Mundart - "Mir schwätzen Schäeder Platt"

 

Im Saarland werden sowohl rheinfränkische, als auch moselfränkische Dialekte gesprochen, welche alle zum Westmitteldeutschen zählen. Umgangssprachlich bezeichnen viele Saarländer ihren Dialekt als Platt, was jedoch nichts mit dem "Plattdeutschen" zu tun hat.

 

"Än Schäeden schwätzt mä Schäeder Platt" ein Regiolekt des Moselfränkischen Dialekts.

 

Für Sie nun, damit Sie sich auf unserem nächsten Dorffest besser verständigen können, hier eine kleine Übersetzungsübung:

Ausgangssituation:

Sie befinden sich auf dem Dorffest, sie wissen nicht, was Sie essen sollen. Sie nehmen den Scheidener Teller (Lyonerpfanne mit gebratener Blutwurst und  mit gebratenen Zwiebeln) und ein Bier nach der Empfehlung.

 

Begrüßung:                                             "Goden daach!"

Sie fragen nach einer Empfehlung:            "Wat kannscht dau mier wei vierschleein?"

Sie bestellen:                                          "Gäff mär mo noch sier enn Schäeder Teller, wenndt däh noch äähnen heed unn eh beeier!"

Der Teller ist Ihnen zu wenig:                   "Ett dörf och eh bissi mey sänn!"

Frage nach dem Preis:                             "Unn watt koscht datt wei?"

Danke:                                                   "Merßi"

Verabschiedung:                                     " Tschöö beß enn änner moo"

 

 

 

Hier finden Sie weitere Informationen zu den saarländischen Dialekten:

Übersetzungsbeispiele:

Hochdeutsch                                       Saarländisch
Rheinfränkisch Moselfränkisch
ja jòò jòò
nein nää nää, nään
was? was?/hä? watt?
wozu? for was?/fawas/ferwas? for watt?/fawatt?/fier wa(tt)?
ich/mich/dich isch/misch/disch, aber auch: ich, mich ,dich eisch/meisch/deisch, ësch/mësch/dësch
du du, de (unbetont) dau, doo, de (unbetont)
Hallo, wie geht es dir, was macht die Familie/Arbeit/der Beruf etc.? – Mir geht es gut, danke der Nachfrage, und selbst? Unn? – Jó, unn du/unn selbschd?/ unn selwer? Onn? – Jó, unn selwat?
Kartoffeln Grumbeere/Grumbiere/Grombeere Grompern/Grumbern/Krumpern/Grommberde
Erkältung Freck Freck
Hosenträger Galljäh Galljäh, Gallierr
Regenrinne Kannel, Kandel Kaandel, Käänell
lernen, lehren lehre leeren, lieren
ausleihen, verleihen lehne, faleihe, verlehne, velehne leehnen, verleehnen
(etwas) verstecken, (mich) verstecken (ebbes) verschdobbele/vaschdobbele, (misch) verschdegge(le)/ veschdegge(le) verstoppen/verstoppeln
sich fürchten graule graulen, ferten
hässlich, unansehnlich schròò schròò, ellen
schnell dabba siër / dapper
jetzt erst recht grad selääds („gerade zuleide“) grad selääds
die Nase voll haben, traurig/niedergeschlagen sein die/de Flemm hann de Flemm hann/hunn
schau mal da lu/gugg mòòl/emòòl dòò, gugg e mòòl dòò l(o)u mò lòò
Siffiger, hässlicher Mensch Pootsche/Pootche Babbich Kerschdche

 

Viele Saarländer verwenden meistens das Wort hollle/holle/hole (‚holen‘) statt des Wortes nemme (‚nehmen‘). Nehmen wird in weiten Teilen des Saarlandes fast völlig von holen ersetzt oder kommt nur noch in Verbindung mit Vorsilben (abnemme, mitnemme, im Moselfränkischen auch dort nicht mehr: aafhollen, mëdhollen) vor.

Beispiele
  • Isch holl mei Medizin (Ich nehme meine Medizin), auch: Ich hool mei Medizin
  • Holl’s dà nur (Nimm es dir ruhig), auch: Hool’s dà nor
  • Isch hann abgeholl (Ich habe abgenommen, auch: Ich hann abgenomm)
  • Isch holl mir’s Lewwe/Lääwe (wörtlich: Ich nehme mir das Leben, eigentlich: Ich überanstrenge mich), auch: Ich hool ma’s Lääwe


Ein häufig benutztes Füllwort ohne direkte Bedeutung ist das Wort Ei. Es wird oft, ähnlich wie das englische well, bei Antworten am Satzanfang benutzt und ist nicht übersetzbar. Insbesondere markiert es auch Antworten bei nacherzählten Dialogen und dient als Denkpause vor der eigentlichen Antwort.

Beispiele
  • Eijo(oder langgezogen um für nachdruck zu sorgen:"Eijooo")!/Ei jo!/Ei sëscher! (Ja, gewiss!)
  • Ei isch gehn emmòòl gugge (Ich sehe (also) mal nach)
  • Un dann hann isch’s gefròòt, ob’s noch Luschd hätt. – Ei nää! (Dann fragte ich sie, ob sie noch Lust habe. – Nein!)

 

Da das Saarland jahrhundertelang ein Spielball der Interessen zwischen Deutschland und Frankreich war, läßt sich dadruch auch der Einfluss französischer Vokabeln erklären. 

Deutsch Saarländisch (Rhein- oder Moselfränkisch) Französischer Ursprung
Bettdecke, Federbett Plümmo plumeau (Daunenbett, Daunendecke; von plume = Feder)
Gehsteig Troddwa/Troddewa/Trottuar trottoir
auf, los, hopp! (auch: tschüs!) allé (alleh/alláa dann!) aller (gehen)
missmutig sein d(i)e Flemm hann avoir la flemme (zu faul sein, etwas zu tun)
locker, humorvoll klòòr coloré (couleur = Farbe)
schnell, eilig dabber/dabba se taper = sich (durch)schlagen
Traufe, Abfluss Kullang couler (abfließen)
Geldbörse Portmonnää/Portmonnäi porte-monnaie
zurück rèduur [-'-] retour

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